Jedes Mal, wenn ich vom Skiurlaub erzähle, ernte ich ungläubige Blicke und bekomme viele Fragen. Vor allen Dingen auf die Tatsache, dass ich und die gesamte Truppe meistens an einem Samstag in der Früh, gegen 2 Uhr in der Nacht, losfahren. Warum tun wir dies? Wir fahren immer nach St. Christina im Val Gardena bei Gröden. Das ist in Südtirol in Italien. Bis dorthin sind es knapp 700 Kilometer und wenn wir rechtzeitig losfahren, sind wir gegen 10 Uhr vor Ort und ab 11.30 Uhr auf der Piste. Warum ist das gut? In St. Christina ist der Samstag An- und Abreisetag. Das bedeutet, dass an diesem Tag die Pisten leer sind, da die Abreisenden nach dem Frühstück nach Hause fahren und die Ankommenden am frühen Nachmittag die Quartiere belegen und die Straßen blockieren. Wenn wir also gegen 10.30 Uhr eintreffen sind die Straßen hoch auf den Berg sowie die Pisten frei und wir können noch einen halben Tag Ski fahren. Genauso verhält es sich am Samstag, wenn wir abreisen. Wir fahren noch einen halben Ski und verduften am Nachmittag, weil dann die Straßen runter vom Berg und die Pisten frei sind und die Neuen noch nicht da sind. So haben wir sowohl bei der An- und Abreise keinen Stress, keinen Stau und können sogar noch Ski fahren. Nachteil: Ja wir sind müde und es ist ein bisschen anstrengend. Allerdings entlohnen die freien Pisten und Straßen für die Mühe.
Früh aufstehen oder was?
Jaaaaaa. Auch wenn es SkiURLAUB heißt, stehe ich gern früh um sieben oder halb acht auf, um dann einer der ersten Fahrer auf der Piste zu sein. Und nun ein für alle Mal an alle Ausschlafenden, Ruhe suchenden, alle Penner, langsam Frühstücker, Trödler, Ich-lass-es-heute-ruhig-angehen-Weicheier und Lass-uns-noch-einen-Kaffeetrinken-Schluffis: „Auf einer unberührten Piste zu fahren, ist einmalig großartig, ist wie die der Kuss deiner Freundin, ist unbeschreiblich schön, grandios und für jeden Meter belohnt dich die unzerfahrene Piste für das frühe Aufstehen. Kein Drängeln, kein Schubsen, keine Buckel und keine Huckel einfach nur fahren. Deswegen: Früh aufstehen, du Penner. Schlafen kannst du daheim!
Warum Ski fahren – schlechtes Gewissen – Ja
Leider auch Jaaaaaaa. Scheiße Mann. Was die Südtiroler und jeder andere Pisten- und Skiliftbetreiber mit den Bergen und der Natur machen ist megakacke. Ich für meinen Teil sitze jedes Mal mit einem weinenden und lachenden Auge im Sessellift. Das Auge lacht wegen der Aussicht und der Pisten und das Auge weint, wegen geschundener Bergrücken, zerhäckselter Naturräume, Straßen, Infrastruktur und dem ganzen anderen Müll. Ökologisch korrektes Skifahren? CO2-freie Lifte? Glutenfreier Kaiserschmarrn? Gibt es alles nicht! Was bleibt, was sollte man machen? Ich weiß es nicht. Ich für meinen Teil lebe mit dem schlechten Gewissen. Es gehört zu mir dazu. Ich finde, dass es notwendig ist, denn wenn man ein schlechtes Gewissen hat, fängt man irgendwann an, etwas zu tun. Also an anderer Stelle den Strand säubern, meinen Müll mitzunehmen, in den Zug zu steigen und und und, die vielen kleinen Dinge eben. Sie alle bauen den Lift nicht wieder zurück und machen Berghang wieder ganz. Aber der kaputte Berghang treibt mich an etwas zu tun. Und wenn ich den Alpen irgendwann bewusst etwas Gutes tun kann, werde ich das tun. Und bis dahin heißt es: Ski heil, denn es ist ja auch geil. Und dazu ein schlechtes Gewissen 🙁 🙂
Dolomiten ? Eine coole Gegend. Auf der Piste findet man mich aber eher mit einem Glühwein im Liegestuhl in der Sonne ?? Die Aussichten sind da viel zu schön ?