Nur knapp 80 Kilometer von Melbourne entfernt, befindet sich die kleine Insel Phillip Island. Sie liegt ideal um in kurzer Zeit dem Lärm der Großstadt zu entfliehen. Dementsprechend ausgebaut ist auch die touristische Infrastruktur, sodass man hier ganz angenehm einige Tage verbringen kann.
Die Insel ist allerdings kein typisches Backpackerziel, sondern eher Anlaufpunkt für Gruppentouristen und Familienurlauber. Es gibt auf der Insel nur wenige Hostels, welche zumindest bei uns keine saisonalen Unterschiede im Preis gehabt haben. Das führte zu der absurden Situation, dass wir für zwei Personen in einem Schlafsaal knapp 80 Dollar zahlen sollten, zum gleichen Preis aber in einem 4-Sterne Ramada Ressort untergekommen sind. Dort wohnten wir in einem eigenen Bungalow, hatten einen Whirlpool im Bad und konnten das hauseigene Spa nutzen. Es lohnt sich also außerhalb der gewohnten Backpackerseiten zu schauen.
Wenn man wie wir auf Rundreise ist und nicht in der Badesaison reist, dann genügen für Phillip Island zwei Übernachtungen.
Die Hauptattraktionen der Insel sind die Tiere. Das sind vor allen Dingen Koalas, Robben und Zwergpinguine. Andere Bewohner wie Möwen, Pelikane und Seevögel findet man überall auf der Insel, während man die Erstgenannten gezielt (be)suchen muss.
Das Koala Conservation Centre ist auf jeden Fall einen Besuch wert. In ihm schlängelt sich ein Steg durch einen kleinen Eukalyptuswald, sodass man dem felligen Nationaltier Australiens ganz nahe kommt. So lassen sich wunderbare Fotos machen, außerdem bekommt man viele Hintergrundinfos und unterstützt mit dem Eintritt die Arbeit des Zentrums.
Etwas zweifelhafterer Natur dazu ist die täglich stattfindende Pinguinparade. Dieses Naturphänomen ließ sich früher an allen Stränden der Insel bewundern – seit der moderne Mensch die Insel bewohnt, haben die Zwergpinguine nur noch einen Strand für sich. Also heißt es auf in den Phillip Island Nature Park. Diese Einrichtung dient dem Schutz der Pinguine und hat einen maßgeblichen Anteil daran, dass die kleinen Stars der Insel nicht weiter aussterben, sondern sich die Population stabilisiert und vergrößert. Allerdings muss man dafür in Kauf nehmen, dass man für die Beobachtung der Pinguine so eine Art Arena mit Parkplatz, Souvenirshop und Infotainmentzentrale gebaut hat. In der Arena nimmt man dann kurz vor Sonnenuntergang Platz, bekommt genaue Verhaltensanweisungen und darf dann still sitzend an dem Schauspiel teilhaben.
Die Pinguine verlassen jeden Morgen ihre Nester, um im Meer zu fischen. Da sie tagsüber eine leichte Beute für die vielen Greifvögel sind, kommen sie erst wieder aus dem Wasser, wenn die Sonne untergeht. Bis es so weit ist, warten sie unter Wasser, um dann wie aus dem Nichts bei Sonnenuntergang erst vereinzelt und dann in Massen aufzutauchen und den Strand hinaufzulaufen – gleich einer Parade.
So schön das Schauspiel bei romantischem Licht auch ist: Hunderte Besucher, klickende Kameras und für europäische Normen sehr unsensibel auftretende asiatische Touristen stören den friedlichen Ablauf.
Die dritte Attraktion sind die Robben, die auf vorgelagerten Inseln um Phillip Island wohnen. Großer Nachteil der Nebensaison ist, dass es keine Ausflugsboote gibt, die die Inseln ansteuern. So blieb uns nur, vom Nobbie Centre im westlichen Naturschutzpark aus mit Ferngläsern die gut 20.000 Robben zu bewundern.
Ein Highlight ohne spezielle Spezies ist der östliche auf der Insel gelegene Naturschutzpark. Hier kann man auf einsamen Pfaden wandern, trifft immer wieder Wallabies und viele Vögel und kann ungestört die Natur genießen. Nach dem ganzen Natureventtourismus eine Wohltat für die Seele.