Hündin Ivy Schweden

Mit dem Hund nach Schweden – wandern am Kungsleden

„Schweden ist ein hundefreundliches Land“ haben sie gesagt. „Wandern in Schweden mit Hund ist voll cool, haben sie gesagt…“ Ich möchte gleich hier in den ersten Zeilen klar stellen: Meinen Erfahrungen nach ist Schweden kein hundefreundliches Land, sondern ein äußerst hundeunfreundliches Land!

Bevor ich von meinen Erfahrungen berichte, möchte ich korrekterweise anmerken, dass Schweden für Hunde einen guten Service hat. Man kann problemlos mit Hund mit dem Bus fahren. In den Zügen gibt es immer Tierabteile, in denen man einen Platz reservieren kann und in denen der Hund kostenfrei, wie auch im Bus, immer mitfahren darf. Außerdem bekommen sie auch in den meisten Hotels problemlos ein Zimmer mit Hund, denn auch diese haben „Hunderäume“ in denen man ohne Aufpreis mit dem Vierbeiner unterkommt.

Dann hört es aber auch auf mit der Hundefreundlichkeit der lieben Schweden. Denn ansonsten scheint das Land von einer übermächtigen Allergiekerlobby besetzt zu sein und die duldet kein Haar und keine Pfote außerhalb der erlaubten Pfade.

Leinenpflicht in ganz Schweden

In ganz Schweden gibt es vom 1.März bis zum 31. August eine Leinenpflicht. Egal ob sie in der Stockholmer Innenstadt, im Stadtpark von Uppsala oder auf eine Hochebene im Abisko-Nationalpark sind –  der Hund muss an die Leine. Das hat meiner Meinung den Effekt, dass es in Schweden viele sozial gestörte Hunde gibt. Der Schwede als solcher ist ein hochkorrekter Mensch, weswegen er auf keinen Fall irgendwo anecken möchte und aus diesem Grund hat er seinen Hund an der Leine und sowie Herrchen und Hundchen einen Artgenossen entdecken, wird der Vierbeiner rangezogen und das große Gekläffe beginnt. Das führt dazu, dass noch stärker an der Leine gezerrt wird. Der Hund kennt also Artgenossen nur aus der Ferne als völliges Nervenbündel und wird ebenso zu einem solchen. Liebe Schweden. Im Ernst. Ich habe noch nie so viele gestörte Hunde gesehen. In drei Wochen konnte meine Ivy ein einziges Mal mit einem anderen Hund spielen. Dieser gehörte einem deutschen Touristen, der ebenso froh wie ich über die soziale Interaktion seines Hundes war und ebenso wie ich reichlich entnervt von den Schweden war.

Die Begründung für die Leinenpflicht sind wohl die brütenden Vögel in Wald und Feld, die sich durch die Hunde gestört fühlen. Warum hingegen die Wanderer die im Nationalpark wild campen und neben den Wegen laufen, die Vögel nicht stören, erschloss sich mir nicht.

Hunde müssen draußen bleiben

In Schweden kommen Sie mit Ihrem Hund in kein Restaurant, keine Einkaufsmall, nicht mal in einen Pub oder Souvenirladen. Es hängen überall Schilder, die auf die möglichen Allergien ihrer Mitmenschen hinweisen und die Ihnen den Zutritt verwehren. In Stockholm erbarmten sich meiner ein Besitzer eines Souvenirladens und der Kellner eines leeren italienischen Restaurants. Überall sonst (Touristinfos, Geschäfte, Freisitze, Warteräume, Museen) wurde ich abgewiesen. In Jokkmokk standen wir nach dem Auschecken aus dem Hotel, weil wir nirgendswo rein gehen konnten, nicht nur sprichwörtlich fünf Stunden im Regen.

((Vielleicht sollten die Schweden nicht jeden Morgen ein Tässchen Sakrotan schlürfen, sondern mehr im Dreck spielen, dann sind sie auch nicht auf alles allergisch)) – habe ich da gedacht – im Regen stehend bei 12 Grad Außentemperatur.

Alter Schwede, entspannt euch!

Wie schon gesagt, machten die Schweden auf mich den Eindruck als seien sie alle sehr korrekt und immer darauf bedacht niemals irgendwo anzuecken. Sprich jeder Schwede war peinlich darauf bedacht seinen Hund anzuleinen und diesen immer schön fern und ruhig zu halten.

Hinzu kommt, dass man teilweise recht rüde auf die Einzelhaltung der Regeln hingewiesen wurde.
Mitten auf einer Hochebene im Nationalpark wies mich ein Mittsechzigerin, die mit ihren Freunden wild campte und die ein fettes Lagerfeuer am zündeln hatten, daraufhin, dass sich die hier in der Gegend brütenden Vögel durch meinen Hund gestört fühlen. „Sie könne nichts dafür, sie habe auch einen Hund, so seien nun mal die Regeln… blau bla bla…“ Mir klappte der Unterkiefer runter… Wie den Einträgen in den Gästebüchern in den Wanderhütten zu entnehmen war, kam circa alle zwei bis drei Tage jemand mit Hund den Weg entlang spaziert. Kein Kommentar…

Ebenso harsch war auch der Ton in Übernachtungshütten und Gemeinschaftsküchen. Allerdings entschuldigte sich auch ein Hüttenwart des STJ wegen seiner Unfreundlichkeit bei mir und verwies auf die anstrengenden Allergiker… Oh je! Alter Schwede!

Mit Hund am Strand

Vergessen Sie es. Keine Chance.

Fazit eines Hundeurlaubes in Schweden

Schweden ist definitiv kein hundefreundliches Land, auch wenn Schweden etwas anderes behaupten. Aber Schweden bietet Reisenden mit Hund einen guten Service. Man kann ohne Aufpreis Bus und Bahn fahren sowie Hotels oder Campingplätze buchen. Wer nach Schweden mit dem eigenen Auto oder Camper reist, in denen der Hund längere Zeit bleiben kann, wird einen relativ problemlosen Urlaub in Schweden verbringen können. Wer wie ich wandern geht und auf die Regeln pfeift, wird einen schönen Urlaub haben, verbunden mit der Gefahr oft anzuecken. Wer das nicht möchte und wer keine Möglichkeit hat seinen Hund bei Bedarf unsichtbar werden zu lassen, dem würde ich wirklich ernsthaft davon abraten mit Wuffi nach Bullerbü zu fahren.

8 thoughts on “Mit dem Hund nach Schweden – wandern am Kungsleden”

    1. Hallo Torsten, das waren meine Erfahrungen. Vielleicht ein wenig überspitzt dargestellt, aber im wesentlichen stimmt alles. Lg

  1. Warum so aufgeregt? Auch in Deutschland müssen Hunde in den meisten Bundesländern im Frühjahr / Sommer an die Leine. Nennt sich Brut- und Setzzeit – die sollte einem Hundebesitzer bekannt sein. Und zwischen Wanderern, die ihr Zelt in der Natur aufbauen und darin übernachten und wildernden Hunden gibt es schon noch einen Unterschied. Hotels und Restaurants, die keine Tiere zulassen, sind auch in Deutschland noch in der Mehrheit. VG Helge

    1. Hallo Helge,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Ich habe nichts per se gegen Leinenpflicht in der Brutzeit und Schonzeit oder in Nationalparks. Das Nervende an dem Urlaub in Schweden war, dass man den Hund nirgens, aber wirklich nirgens ableinen durfte. Und da ist Deutschland wirklich liberaler. Gleiches gilt, finde ich auch für Restaurants. Bei Hotels waren die Schweden mit ihren Hundezimmern toll. Die gab es oft, wie ich auch geschrieben habe. Aber ein Restaurant zu finden in dem der Hund erlaubt war? Ein Ding der Unmöglichkeit. Da ist Deutschland meinen Erfahrungen nach auch wesentlich liberaler. Und sicher ein wildernder Hund ist doof und darf nicht sein. Aber wie groß ist der Unterschied zwischen einer lärmenden Wandergruppe im Nationalpark, die ein Lagerfeuer macht und wild campt und einem nicht wilderndem Hund im im Amtsdeutsch beschriebenem Einwirkungsbereich des Besitzers? Wer stört da die brütenden Vögel mehr? Da bin ich mir sicher sollte sich der Wanderer an die eigene Nase fassen.
      Naja so sind die Erfahrungen unterschiedlich. Ich für meinen Teil werde sicher wieder nach Schweden fahren, aber das nächste Mal mit eigenem Camper. 🙂
      Ich freue mich aber für Dich, wenn Du andere Erfahrungen in Schweden gemacht haben solltest. Meine waren wie beschrieben. Lg, Martin

      1. Oh weia, ich plane gerade meinen zweiten Urlaub mit Hund in Schweden. Und ich kann die Erfahrung nicht teilen. Gut, außer in Göteborg im Café waren wir nirgends zum Essen mit den Hunden und da haben wir draußen Platz genommen. Am Starnd waren wir in Falkenberg. Unsere 3 Aussies konnten dort problemlos frei laufen. Ansonsten waren wir rund um Ullared und hatten nirgends unfreundliche Begegnungen. Gut, wie du schon schreibst, wenn man wandern geht, hat man auch weniger Probleme. Aber 2x Falkenberg, 2x Göteborg, Ullared „City“ mehrfach…. ich glaube, wir planen besser wieder in der Gegend….

  2. Hallo Martin,
    da bin ich ja mal gespannt, wie die 1-wöchige Paddel- und anschließende Wandertour auf dem Pillgrimsleden mit meinem „Dicken“ wird. Da bleib ich dann aller 10m mit stehen, nur weil er wieder was zu schnüffeln hat.
    Wenn man auf die Leinenpflicht in Deutschland verweist, sollte man aber auch auf das aus ähnlichen Gründen bestehende Wildcampverbot(bis auf Ausnahmen in Brandenburg und Meck.Pom.) hinweisen. Da ist für mich in Schweden schon ein Widerspruch, da ich das ziemlich rücksichtslose Verhalten einiger Vertreter unserer Spezies in der Natur schon eher als Problem sehe (siehe Vergrämung, Lebensraumzerstörung usw.), als einen im Einwirkbereich des Hundeführers laufenden Hundes.
    Unser Hund hat mit dieser Verfahrensweise und der entsprechenden Erziehung noch kein Tier gehetzt oder gar gerissen und wir sind mit ihm schon in Frankreich/Korsika, den Alpen und diversen deutschen Wanderregionen unterwegs gewesen.
    Aber ich werde mich natürlich an die landestypischen Regeln halten.
    VG Mario

    1. Hallo Mario,
      Danke für deine Erfahrungen. Ich kann mich dem nur anschließen. Wie sich einige der ‚Natur- und Camoingfreunde‘ in Schweden verhalten haben, war manchmal grenzwertig und sicher einige Tiere mehr vergrault als unsere Ivy, die auch noch nie etwas gerissen hat oder ähnliches.
      Ich hoffe die Tour auf dem Pillgrimsleden war schön? Beste Grüße, Martin

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